Nachhilfe
Datum: 09.06.2021,
Kategorien:
Romantisch
Autor: postpartem
... ihr lautes Auftreten, sowohl verbal als auch optisch, eine Art Schutzfunktion hatte.
Ich war immer froh, wenn ich meine Eindrücke von Elmira bestätigt bekam, denn auch fachlich hielt ich große Stücke auf sie. Sie war von allen Kolleginnen, beispielsweise was dementiell veränderte Menschen anging, die am besten Bewanderte, eine kleine Koryphäe auf diesem Gebiet. Und obwohl sie unter dem Regime in Russland früher nur Tests auswerten durfte, hatte sie natürlich Psychologie studiert.
"Was sagst du zu Ramona?", wollte sie dann aber doch noch wissen.
"Eine bewundernswerte Frau. Das alles durchzustehen, mit drei sicher nicht einfachen Kindern, den Job, den Haushalt..."
"Ja, sie ist immer sehr gestresst. Und nun schon vier Jahre allein... mit ihren Kindern."
"Hast du ihren Ehemann gekannt?"
"Natürlich. Nett und unscheinbar. Nach außen hin zumindest. Aber immer auf der Suche nach Frischfleisch. Zwei Affären, von denen sie wusste, hatte sie ihm noch verziehen. Als er dann trotz seinen Schwüren zur Besserung danach seine Sekretärin beglückte, und genialerweise davon Bilder und Videos auf seinem Handy speicherte, hat sie ihn rausgeschmissen. Geschieden sind sie seit knapp drei Jahren."
"Oje, das tut mir leid. Es wäre ihr zu wünschen, dass sie jemand findet, der sie zu würdigen weiß."
Sie schmunzelte nur und nickte.
Am nächsten Tag saß ich also wieder in Svenjas Zimmer und freute mich über ihren Fleiß. Das war sicher schon ein hervorragender Start. Wenn sie ...
... den Ehrgeiz, den sie zu entwickeln schien, konservieren konnte, brauchte ich mir über ihren Erfolg keine Gedanken zu machen.
Verblüfft war ich allerdings auch, dass sie diesmal weitestgehend auf Takelage verzichtet hatte. Eine enge Addidas-Trainingshose, ein weites T-Shirt, wo ihre jugendlichen Milchcontainer nur noch zu erahnen waren, und deutlich weniger Schminke. Dummerweise sah sie so erheblich attraktiver aus. Und ich starrte sie wohl öfter an.
"Was schaust du so?"
"Deine Verwandlung. Positiver Natur, wenn ich mal so sagen darf. Ich habe natürlich keine Ahnung, was momentan angesagt ist, oder wie ihr euch sonst kleidet, aber ich muss ehrlich sagen, du siehst so für meinen Geschmack deutlich besser aus."
"Hey, danke. Dachte mir, dass dir das gefällt. Und, kriegste jetzt Lust, in der Kinderabteilung zu shoppen?"
"Nein, soweit ist es dann doch nicht. Aber ein Kind bist du nicht, da ist die Übersetzung wieder mal etwas ungenau, manche Sachen, gerade Sprichwörter und Redewendungen und sowas, lassen sich nicht so gut übertragen. Wohl aber so wahnsinnig interessante Texte wie dieser hier. Magst du ihn mir mal vorlesen?"
"Oh, fuck."
"Versteh ich. Nebenbei, deine Aussprache ist schon sehr gut, daran brauchen wir nur ganz wenig schleifen. Mir geht es jetzt um Textverständnis. Einfach unterbrechen und fragen, wenn du eine Vokabel nicht kennst."
"K."
Ja, auch die beiden Stunden arbeitete sie konzentriert und eifrig mit. Es machte richtig Spaß, und vor allem ...