1. Lucys versautes Bahn Abenteuer


    Datum: 25.04.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byLolomitdoppelO

    ... stellte ich mich wieder an die gleiche Stelle. In die Ecke bei der Tür, in der ich mich gestern vor dem Rucksack-Kerl geflüchtet hatte. Wieder war es so voll, als würde es irgendwo etwas umsonst geben.
    
    Es dauerte nur wenige Haltestellen bis die Bahn erneut zu einer Sardinenbüchse wurde.
    
    Dieses Mal tat ich so, als würde ich mich auf mein Smartphone konzentrieren. Dabei wartete ich nur geduldig. Es war wieder so heiß wie gestern und die Ungewissheit ob er auftauchen würde, machte mich fast irre. Heute hatte ich meine Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Es war einfach zu heiß, um sie offen zu lassen. Ich fing gerade an Candy Crush zu spielen, da spürte ich wie jemand meinen Pferdeschwanz zur Seite schob und mir kurz und zart über die Schulter streichelte.
    
    Ich hielt die Luft an.
    
    War er das?
    
    Ich sah aus dem Fenster, um zu sehen bei welcher Haltestelle ich war.
    
    War er mir gestern hier begegnet? Oder erst später?
    
    Ich warf einen neugierigen Blick über die Schulter.
    
    Es war brechend voll. Im Gang wussten die Menschen gar nicht mehr wie sie zu den Türen kommen sollten, um auszusteigen. Hinter mir schoben sich die Menschen zusammen, um noch mitfahren zu können und genau hinter mir stand ein Mann mit einem schwarzen Shirt. Ich schätze er war so ca. 30 Jahre alt mit dunklen Haaren und einem Bart. Ich suchte seinen Blickkontakt.
    
    „Entschuldigung... es ist wieder recht eng hier", sagte er.
    
    Er hatte „wieder" gesagt. Es war ein kleiner Wink, dass er sich ...
    ... gestern schon an mich gedrängelt hatte. Doch das war gar nicht nötig gewesen. Ich erkannte ihn an der Stimme wieder. Sie hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Während ich mich gestern selbst befriedigt hatte, habe ich mich immer wieder daran erinnert, wie er mich eine kleine, geile Schlampe genannt hatte.
    
    Mein Magen wurde auf einmal flau vor Aufregung.
    
    Er war es.
    
    Und er wusste, dass ich brav gemacht hatte, was er von mir verlangte. Dazu kam, dass ich den gleichen Rock wie gestern trug, damit er mich erkannte.
    
    Ich nickte nur.
    
    „Ist ja nicht schlimm", sagte ich leise und drehte mich wieder um.
    
    Ich richtete die Augen auf mein Handy, aber spielte nicht mehr.
    
    Ich war wie gebannt.
    
    Die Bahn setzte sich wieder in Bewegung.
    
    Ich starrte weiter auf mein Handy, aber nichts geschah. Ich wagte mich nicht mich zu rühren. Worauf wartete er? Wollte er mich weiter schmoren lassen oder hatte er seinen Mut von gestern wieder verloren?
    
    Bis zur nächsten Haltestelle, stand ich wie eine Salzsäule da.
    
    Er tat nichts. Hatte ich mich doch getäuscht?
    
    Als die Türen hinter mir aufgingen schoben sich einige Leute nach draußen und gleich schob sich eine neue Masse von Fahrgästen wieder hinein. Das mag das erste Mal sein, dass ich dieses Gedrängel des Berufsverkehrs aufregend fand.
    
    Nun spürte ich etwas.
    
    Der Mann hinter mir wurde praktisch von allen anderen wieder an mich heran geschoben. Wie gestern auch schon. Wieder wurde sein Oberkörper an meinen Rücken gedrückt und ...
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