1. Weeslower Chroniken VII - 2003 Alexandra auf Kreta - Kapitel 4 - Der Unfall


    Datum: 25.02.2022, Kategorien: Schamsituation Autor: nudin

    ... gelehnt in den Schatten setzen.
    
    „Nett hier. Hier halte ich es eine Weile aus.“ Sein Scherz ging unter, er passte nicht zu ihrer Stimmung.
    
    „Ich schau dann mal unten.“ Alexandra lief hinunter zum Wasserfall. Dort war niemand. Sie hatte nichts anderes erwartet. Aber sie kam mit zwei vollen 1.5-Liter-Wasserflaschen zurück. „Habe ich gefunden. Sahen noch ganz gut aus, waren jedenfalls gut verschlossen. Ich habe sie mehrfach ausgespült und aufgefüllt. Wirst Du brauchen.“
    
    Er schaute auf seine Uhr. „Schon halb fünf. Du solltest losgehen.“
    
    „Okay.“ Sie nahm die andere Wasserflasche, nahm einen großen Schluck und hob die Hand. „Also dann, halte durch!“ Ohne Kuss oder andere Liebesbekundung wandte sie sich ab und ging den Weg erneut hinunter.
    
    Alexandra war sauer. Wegen des Wegs, der vor ihr lag, wegen des vermiesten Urlaubstags, wegen ihres nicht gefundenen Kleides, wegen seiner blöden, eitlen Raserei. Wegen Jasmin, die sie verlassen hatte. Wegen… Immerhin lenkte sie der Ärger so sehr ab, dass sie die erste halbe Stunde ihres Weges überhaupt nicht wahrnahm. Sie begegnete nur niemandem. Kein Wunder, sagte sie sich, so spät am Tag wandert auch niemand mehr hier herauf. Als sie das erwähnte Plateau erreicht, hielt sie kurz an und trank einen tiefen Schluck aus der Flasche. Dann wandte sie sich nach rechts und folgte dem dortigen Pfad, der anfangs ebenso bergab verlief, dann horizontal und schließlich leicht anstieg.
    
    Die Schuhe drückten. Auch wenn sie zu weit waren, sie ...
    ... hatte sie eng schnüren müssen, an der Schnürung und an der Lasche drückte es dadurch enorm, sie lief sich wund. Auch an der Hacke schabte sie sich allmählich Blasen. Und sie spürte ihren Magen grummeln. Natürlich, es war Stunden her, dass sie was gegessen hatte, und dann auch nur einen leichten Salat. Doch das Grummeln nahm zu, wurde zum Drücken. Sie hielt an. Ihr war irgendwie schlecht. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Und da passierte es schon. Sie konnte sich gerade noch hinhocken, da schoss es aus ihr heraus. Durchfall! Als der erste Schwall vorbei war, stand sie mit wackeligen Knien auf, doch sofort ging es wieder los.
    
    Etwa nach zwanzig Minuten fühlte sie sich in der Lage, langsam weiter zugehen. Das Wasser! Von wegen `das kann man trinken´. Ihre Wut auf Michael wuchs nur noch mehr an.
    
    Wo bin ich eigentlich? Nach einer Biegung konnte sie ins Tal schauen. Und erkannte, dass sie am Plateau die falsche Richtung gewählt haben musste, denn die Piste, die sie gekommen waren, lag am anderen Berghang. Ihr Mut sank. Wie spät mochte es sein? Halb sechs? Sechs? Und sie fühlte sich elend und schwach. Umkehren? Weiterlaufen? Sie wog ab. Sie hatte keine Ahnung, wo es sie hinführen würde, wenn sie weiterlief. Also umkehren.
    
    Nach einer weiteren halben Stunde war sie wieder am Plateau angelangt. Hier querte sie den Fluss. Sie zog die Schuhe aus und wusch sich ab. Wenigstens fühlte sie sich nun nicht mehr so unrein, und es tat gut, die schmerzenden Füße zu kühlen. Nach kurzer Zeit ...
«1...345...8»