Weeslower Chroniken VII - 2003 Alexandra auf Kreta - Kapitel 4 - Der Unfall
Datum: 25.02.2022,
Kategorien:
Schamsituation
Autor: nudin
... brach sie wieder auf. Sie verspürte, wie mau ihr Magen war. Sie hatte quälenden Hunger und Durst. Der Weg war steinig und steil, sie musste sich auf jeden Schritt konzentrieren. In immer kürzeren Abständen musste sie sich hinsetzen. Nach einer gefühlten Stunde kam sie an der Piste an, von der aus sie abgebogen waren. Diese musste sie nun nur noch bergab laufen. Wie weit etwa? Sie versuchte sich zu erinnern. Sechs, sieben Kilometer mindestens. Doch der Weg zog sich. Und keine Menschenseele. An einer Stelle erkannte sie einen Ziegenstall wieder. Sie bog ab, schlug sich durch die Büsche und öffnete eine einfach Drahtschnalle, die einen maroden Zaun zusammenhielt. In dem Stall war nichts, nur altes Stroh, ein verwanzter Schlafsack und leere verstaubte Weinflaschen. Enttäuscht zog sie weiter. Ein paar Kilometer weiter hörte sie den Fluss wieder, er lag unterhalb. Wenigstens die Füße kühlen können, den Schweiß abwaschen. Sie suchte einen Pfad dorthin, erkannte einen Ziegenpfad und folgte ihm abwärts. Ihre Beine wollten sie kaum noch tragen, sie fühlte sich schwach. Und rutschte aus. Fiel.
Als sie die Augen öffnete, sah sie – nichts. Nur Dunkelheit. Aber sie roch es sofort, sie war nicht draußen, sondern in einem Raum. Es roch nach Holz und Russ. Sie richtete ihren Oberkörper auf. Tastete um sich. Sie lag auf einer Holzpritsche, unter sich eine Wolldecke und über ihrem Körper ebenfalls. Ein bezogenes Kissen, das sich wie mit Sägespänen gefüllt anfühlte. Nachdem sich die Augen ...
... etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah sie einen helleren Spalt, wie unter einer Tür. Sie erhob sich, setzte sich aber sofort wieder. Ihr war schwindelig. Sie versuchte es erneut, tastete sich vor, stieß an etwas wie einen Tisch, erreichte die Tür, drückte dagegen. Sie war verriegelt, aber als sie den Riegel fand, ließ sich dieser leicht zurückschieben. Sie schob die Tür auf und war im Freien. Das milde Licht eines halben Mondes ließ sie Umrisse von Bäumen um sich herum erkennen. Über sich klarer Sternenhimmel. Wo bin ich? Wer hat mich hier her gebracht? Bin ich allein? Und was ist mit Michael?
„Hallo?“ rief sie vorsichtig. „Hallo?“ Keine Antwort. Sie fröstelte, es war kühl geworden in den Bergen. Sie war noch immer nackt.
Sie drehte sich um und schaute in die Hütte. Mit dem hineinfallenden Mondlicht erkannte sie schemenhaft den Tisch, an den sie gestoßen war. Darauf lagen einige Gegenstände. Sie spähte hinein. Eine Kerze und daneben ein Feuerzeug. Nachdem sie die Kerze angezündet hatte und es im Raum heller wurde, erkannte sie, dass auf dem Tisch ein Teller stand. Schafkäse, ein halber Laib Brot, eingelegte Oliven. Daneben eine Flasche mit Wasser, ein Glas. Und noch eine Flasche. Alexandra roch daran. Raki. Ihr drehte sich der leere Magen um. Sofort machte sie sich über das Essen her, trank Wasser, und spürte, wie es ihr sogleich besser ging. Dabei sah sie sich um. Die Hütte war kaum größer als eine Einzelgarage. Auf der anderen Seite befand sich eine ähnliche ...