1. Jugendsünden


    Datum: 08.02.2019, Kategorien: Reif Autor: lost_of_mind

    ... Kurve kratzte.
    
    Den Sonntag verbrachten wir bei den Schwiegereltern, auch heute noch machten sie keinen Hehl daraus dass sie mich für ihre Tochter nicht gut genug hielten. Ein Automechaniker! Den Meisterbrief vergassen sie geflissentlich. Apathisch ließ ich das über mich ergehen. Fragte mich nur ständig warum man sich sowas antun musste. Dachte schmachtend an den letzten Sonntag im Vogelpark zurück. Und an dessen Parkplatz.
    
    Jeden Morgen macht der Chef immer die Runde durch den Betrieb, klapperte gewissenhaft jeden einzelnen Mitarbeiter ab. Sind die Leute pünktlich? Er kontrollierte dabei mit einem Seitenblick das Werkzeug, den Arbeitsplatz, ob aufgeräumt wurde. Jeder weiss das und hält sich daran. Aber er wechselt auch paar persönliche Worte. Fragt nach, gibt väterliche Ratschläge. Im Grunde kann er auch ganz in Ordnung sein.
    
    "Du siehst zum kotzen aus?" Kam er an meine Hebebühne geschlappt, legte mir paar Aufträge auf meinen Werkzeugwagen, ich muss immer die schwierigen Fälle übernehmen. "Hast du am Wochenende gesoffen?" In einer Werkstatt wird so offen geredet, das ist Normal.
    
    "Nein. Mit meiner Alten gezofft."
    
    Sofort wurde er Hellhörig. "Schon wieder? Das häuft sich verdächtig?" "Es wird sich etwas verändern müssen. Das geht auf Dauer nicht mehr so."
    
    "Wenn es soweit ist dann sagst du Bescheid! Du kannst übergangsweise die kleinere Hausmeisterwohnung über dem Büro nutzen, die ist momentan frei weil Mehmet letztes Jahr gekündigt hat. Der Schlüssel hängt ...
    ... bei mir im Büro. Und dann gehst du in die Buchhaltung, die müssen dir sofort dein Gehalt klein rechnen, damit dir noch was zum Überleben bleibt. Die wissen wie sowas geht."
    
    Ich sah ihn erleichtert an. Genau so etwas hatte ich gehofft zu hören. Und musste nichtmal darum Bitten. "Chef, auch wenn ich mich oft über dich ärgern muss, auf dich kann man sich verlassen."
    
    "Ich habe immer gut verdient an dir, dann kann ich auch mal bisschen was zurück geben."
    
    Seine Art Komplimente zu machen. Dann schlappte er weiter zu meinem nächsten Kollegen. Meine Laune stieg schlagartig. Der wahre Luxus im Leben ist die Wahl seiner Möglichkeiten! Und das Gefühl geliebt zu werden. Wenn schon nicht von der eigenen Gattin.
    
    Noch am selben Abend ging ich den Schlüssel holen, legte einen Zettel auf den Schreibtisch meines Chefs. Sah kurz in das Appartement hinauf, ich war dort noch nie, machte kurze Bestandsaufnahme. Kleine Küche mit Kühlbox, zwei Herdplatten und Mikrowelle, bisschen Geschirr und Besteck, ein Campingtisch mit drei Klappsesseln, in einer Ecke standen drei robuste Feldbetten vom Militär. Das winzige Bad war halbwegs sauber. Prima, das wesentliche ist da. Ich denke hier hausten vor kurzem die rumänischen Leiharbeiter, wo wir die rätselhafte Häufung von Unfallwagen hatten. Nur paar persönliche Sachen von mir holen und schon wäre Ruhe. Das war das verlockende Zauberwort: Ruhe!
    
    Ich fuhr mit dem Lieferwagen der Firma Heim, das ist so ein kleiner zweisitziger Hundefänger mit ...
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