1. Jugendsünden


    Datum: 08.02.2019, Kategorien: Reif Autor: lost_of_mind

    ... Werbeaufdruck, hoffte dass niemand Zuhause sein würde. Und der Schöpfer war mir tatsächlich Gnädig! Hektisch raffte ich binnen einer halben Stunde mein wichtigstes Zeugs zusammen. Vor allem Bekleidung, meinen Laptop, zwei alte Schlafsäcke aus dem Keller und meine teuren Werkzeuge und Maschinen aus der Garage.
    
    Gerade rechtzeitig rangierte ich aus der Einfahrt heraus, da sah ich im Rückspiegel unseren - oder besser gesagt deren Familienwagen ankommen. Weil die flache Scheibe spiegelte sah man nicht wer fuhr, aber es war mir auch egal. Und diesen Firmentransporter kannte sowieso sonst niemand.
    
    Vorsichtig fuhr ich durch den dichten Feierabendverkehr zurück, ein seltsames Gefühl mal länger so ein brandneues Fahrzeug zu bewegen, nicht nur immer für kurze Probefahrten um den Hausblock herum, wenn man sonst so ein altes betagtes Fahrzeug gewöhnt ist. In der Firma war es bereits Ruhig, das schwere Schiebetor geschlossen. Der Nachtpförtner öffnete mir nach kurzem Hupen, beäugte misstrauisch mein vollgestopftes Firmenauto, dann begriff er wohl und sah mich etwas Mitleidig an.
    
    Mir ging es genauso: 28 Jahre Ehe und alles was daraus resultierte passte in diesen kleinen Lieferwagen. Er half mir die Sachen nach oben zu tragen, schleppte irgendwo aus einer staubigen Ecke noch einen alten Fernseher heran, der wohl früher im Verkaufsraum vom Videorekorder Werbebotschaften herunterleiern musste und zwei Flaschen Bier, die waren sauber. Dann verschwand er zu seinen Rundgängen. ...
    ... Besonders die freistehenden Gebrauchtwagen müssen bewacht werden, in letzter Zeit häuften sich dubiose Vorfälle. Manche unserer europäischen Nachbarn sollen angeblich besonders klebrige Finger haben?
    
    Ich ging nochmal zum nahen Discounter im Industriegebiet, wurde mit einem vorwurfsvollen Blick gerade noch eingelassen, um die kleine Kühlbox zu befüllen. Und Wow, welch Erkenntnis, 37€ für eine prall volle Tüte, das reicht mindestens bis Freitag! Mehr hätte die Bankkarte wohl auch nicht mehr zugelassen. Nach einer Lasangne aus der Mikrowelle schloss ich meinen Laptop am Firmennetz an und tippte eine E-Mail. An jeden meiner Familie diesselbe, mit Verteiler oben in der Zeile.
    
    >Ich werde nicht mehr kommen, aber wahrscheinlich ist es euch eh Egal. Ich ertrage eure Gleichgültigkeit nicht mehr. Wenn ihr das Haus halten wollt dann zahlt ihr ab jetzt die Hypothek und die Unterhaltskosten, ich werde jegliche Zahlungen mit sofortiger Wirkung einstellen. Jeder von euch verdient und ihr müsst eben mal zusammen legen. Ansonsten wird es verkauft. Ich bin Pleite, Erschöpft und Entschlossen, das jetzt gnadenlos durchzuziehen. Basta. Lebt wohl!<
    
    Die einzige die tatsächlich Antwortete war meine Tochter, nach nur 20 Minuten: >Findest du nicht dass du überreagierst?<
    
    Das war alles was ich hörte. Total Ernüchternd, aber auch die Bestätigung wohl richtig gehandelt zu haben. Ich köpfte die zwei Bierchen und zappte mich durch die 4 Programme des regionalen Fernsehprogramms, welches mit drei Metern ...
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