Jugendsünden
Datum: 08.02.2019,
Kategorien:
Reif
Autor: lost_of_mind
... Schweissdraht als Antenne eben zu Empfangen war.
Die Feldbetten kannte ich noch aus meiner Armeezeit, die sind garnicht so unbequem. Und trotz der primitiven Umstände begann ich mich wohl zu fühlen. Ruhe! Diese unglaubliche Ruhe! Niemand plappert laut am Telefon, keine Vorwürfe, kein Keifen, keine nervigen Melodien aus irgendwelchen Spielekonsolen. Nur das leise gleichförmige Rauschen des Verkehrs der nahen Umgehungsstraße.
Auch eine neue Erkenntnis: Um 6.40 Uhr läutet der Wecker und um 7 Uhr steht man am Arbeitsplatz. Das hat was. Mein Chef kam pünktlich an meine Werkbank. "Der Pförtner hat mir schon erzählt. Du ziehst es durch?"
"Ist wohl das Beste."
"Respekt! Das hätte ich auch Beizeiten machen sollen. Um 8 kommt der Buchhalter, geh dann gleich zu ihm hoch, sie sollen dir aus betrieblichen Gründen deine Wochenarbeitszeit auf 20 Stunden kürzen. Also offiziell, nur für alle Fälle, Frauen können sehr nachtragend sein. Deine restlichen Stunden schreiben wir ordentlich intern auf, wir buchen dann mal einen Gebrauchtwagen als Schrott aus, den du mitnehmen und privat verkaufen kannst."
Ich musste spontan laut loslachen. "Du kannst ja ein richtiger Bandit sein!"
Er zuckte nur mit den Schultern. "Früher war ich nicht so, aber ich habe eine Scheidung hinter mir, du weisst wie knapp das damals war, du hast selber mit dem Insolvenzverwalter verhandelt wegen eurer Arbeitsplätze."
Ich senkte betroffen den Kopf. "Ja, das stimmt."
Er klopfte mir auf die ...
... Schulter. "Also weiter so, ich zähle auf dich!"
Auch der Buchhalter machte mir Mut, er schien ebenfalls eine Scheidung hinter sich zu haben. Rechnete mir vor dass ich künftig mit grob 1100€ Netto nur knapp über der Pfändungsgrenze liegen würde und zur Not könnte man mit einer imaginären Miete für das Zimmer oben auch noch etwas jonglieren. Rein Vorsichtshalber, nur für alle Fälle. Bis ich etwas eigenes hätte oder ein neuer Hausmeister käme könnte ich das Zimmer ansonsten derweil kostenfrei nutzen.
Auf dem Weg in die Werkstatt runter lief mir mein Chef nochmal im Flur über den Weg. "Und passt alles?"
"Prima, Danke Dir! Aber ich habe gehört du suchst einen neuen Hausmeister?" "Ja." Er horchte auf. "Kennst du wen? Auf 450€ Basis bei freiem Wohnen?" "Wie wär"s mit mir? Auf Gebrauchtwagenbasis?"
Ich grinste ihn an, diesmal lachte er laut schallend los. "Darüber reden wir auf alle Fälle nochmal die nächsten Tage, jetzt hab ich leider keine Zeit. Aber das klingt verlockend." Dann verschwand er hektisch in einem Büro. Auf dem Weg in die Werkstatt pulte ich mein Mobilphone aus der Tasche.
"Luzia hier, wer spricht?"
"Jahn ist dran. Ich wollte fragen ob du vielleicht heute Abend mit mir Essen gehen würdest? Vielleicht gibt es was zu Feiern."
"Hey, du sagst ja Du zu mir! Da sage ich doch gerne zu. Wann?" "So um 7?"
"Prima. Hol mich vorne beim Supermarkt ab."
"Ich freu mich sehr!"
"Ich auch!"
Wir waren beim Italiener im Nachbarort, das war das was mein ...