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Stiefelknecht
Datum: 14.04.2024, Kategorien: Reif Autor: lost_of_mind
... radikal anders. Manche lasen Notenblätter, summten mit und versuchten sich etwas einzuprägen. Andere hörten Musik aus einem Player und fuchtelten mit geschlossenen Augen mit dem Finger wie Dirigenten in der Luft umher. Wieder andere dösten einfach oder lasen ein Buch. Niemand soff, grölte oder kotzte schon im Bus. Kein amoklaufender Busfahrer der uns schon nach 50km drohte alle rauszuwerfen. Mathilde erklärte mir sehr viel, war sichtlich erfreut dass ich mich für ihren Job zu interessieren schien. Auch wenn es nur aus einer Notlage heraus geschah, aber das sagte ich ihr natürlich so nicht. Es schien selbstverständlich dass ich mit Mathilde ein Zimmer zu teilen hatte auch wenn ich meinen Übernachtungsanteil hätte selber bezahlen müssen. Mathilde lud mich dann ein. Wirklich beeindruckend war dann am späten Nachmittag bis spät in die Nacht hinein die gemeinsame Probe vor Ort. Ich meine diese Art von Musik ist jetzt nicht so mein Ding, aber wenn man das aus der ersten Reihe mal mit ansehen darf dann ist das mehr als Beeindruckend! Diese unglaubliche Präzision und Disziplin, damit alles so reibungslos zusammenpasste und letztendlich spielerisch wirkte. Viele Musiker spielten tatsächlich selbt komplexe Stücke auswendig aus dem Kopf. Dazu kann es unfassbar laut werden, wenn die alle zusammen mal so richtig los tröten. Die erste Nacht im Hotel war dann so wie immer im Alltag. In der Hotelbar erbettelten wir noch was zu Essen, duschten danach eilig und gingen sofort zu Bett. ...
... Sie in einem züchtigen Nachthemd, ich mit Boxershorts und einem Shirt. Den Samstag vormittag bekamen wir eine interessante Stadtrundfahrt gesponsort, danach mussten sich die Musiker schon recht bald zurückziehen. Konzentrationsphase und Umziehen. Aufbrezeln. Immer wieder beeindruckend was vor allem Frauen für eine Verwandlung durchmachen können. Von der biederen Raupe zum schönen Schmetterling. Zum ersten Konzert am Samstag Abend konnte Mathilde noch eine Karte für mich organisieren, ganz hinten, ganz oben. Wegen mir hätte ich nicht mit ins Konzert gemusst, ich wäre auch alleine in irgend einem Club der Stadt verschwunden. Aber wenn sie sich so darüber freute dann tu ich ihr eben den Gefallen. Glücklicherweise hatte ich aus einer Vorahnung heraus auch zusätzlich Spiesserklamotten mit eingepackt. Dann wurde es doch noch ein interessantes Erlebnis für mich. Als erstes schon mal überall so festlich gekleidetes Publikum. Vor allem die Frauen waren zum Teil schon atemberaubend aufgebretzelt. Mit dem entsprechenden Schuhwerk, ich wusste garnicht wo ich zuerst hinblicken sollte und war da schon total Nervös. Überall festliche Kleider, feinbestrumpfte Beine und tolle Sandaletten und Pumps. Das tackern der Absätze auf dem marmornen Boden toste durch die Eingangshalle und den Saal. Ich nahm mir feste vor sowas öfter anzusehen. Mathilde führte mich überall herum. Stellte mich dem und der vor. Auch wenn es mir wenig bringt den Bürgermeister von da oder den Kulturreferendten ...