1. Berufserfahrung zahlt sich aus 02


    Datum: 28.10.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bySPBerg

    ... nach meinem Geschmack. Die Arbeit für eine mondäne Bank konnte ich mir auch gut vorstellen. Nach einer halben Stunde schlug ich mit einem sehr guten Gefühl ein und unterschrieb an Ort und Stelle. In fünf Wochen schon würde ich Mitarbeiter eines der größten Unternehmen der Welt sein.
    
    Das alles war schon geklärt, als ich Anja bei der Weihnachtsfeier meines alten Arbeitgebers mein klebriges Sperma auf ihr blaues Lieblingskleid pumpte. Als sie mich am folgenden Montag ins Büro kommen sah, hatte ich meine Kündigung bereits unter dem Arm. Über die Kante ihrer Theke sah sie mich zunächst streng mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Ich zuckte mit den Schultern, seufzte und fummelte wortlos drei große, grüne Geldscheine in die Kaffeekasse, die auf der Theke steht. Das war es mir ihr Arsch definitiv wert gewesen. Ihre Mine klärte sich auf. Sie verstand offensichtlich, was ich ihr da wortlos zu verstehen geben wollte. Dann fragte ich, ob ich den Chef sehen könne.
    
    Der Dicke war außer sich, innerhalb kurzer Zeit seinen zweiten Mitarbeiter an „Big Blue" zu verlieren. Bei nur einem Monat Kündigungsfrist, der Weihnachtszeit und meinem komplett aufgesparten Resturlaub würde er mich tatsächlich nie wiedersehen. „Verschwinde aus meinen Augen und wage nicht, noch weitere Leute hier abzuwerben!", rief er mir hinterher. Nach nur neun Monaten war mein erstes berufliches Intermezzo und auch Anja mit ihrem geilen, blauen Kleid Geschichte.
    
    An diesem Tag war ich mächtig stolz auf mich. ...
    ... Irgendwo kam auch ein grimmiges Überlegenheitsgefühl zum Vorschein. Den Jungs hier hatte ich es mal so richtig gezeigt. Fickt die heißeste Maus der Firma und reitet in den Sonnenuntergang. So gefiel mir das.
    
    Einen guten Monat hatte ich nun frei, um mich auf mein neues Leben vorzubereiten. „What makes a man?", schlug lug es mir auf der Heimfahrt von einem Emiliano Zenga Werbeplakat entgegen. Richtig, selbst mein Anzug aus dem Ausverkauf bei P&C hatte ja bei Anja schon gut funktioniert. Ich sollte definitiv weiter aufrüsten.
    
    Zum ersten Mal in meinem Leben ging ich also auf der Kö einkaufen. Bei über 2k für einen Zenga musste ich aber richtig schlucken. Das sah man mir wohl auch an. Man musterte mich in meiner unpassenden Freizeitkleidung entsprechend kritisch, als ich den Laden betrat. Als ich aber im ersten Anzug aus der Umkleide kam und das anerkennende Nicken und die geschürzten Lippen der scharfen, exotisch gebräunten Verkäuferin sah, wurde mir endgültig bewusst: Kleider machen Leute. Der Einsneunzig-Schlacks wird in einem guten Anzug zu einem attraktiven Mann. Größe 50 saß mir aber auch, als hätte man mich da reingeschweißt. Hemden, Krawatten, Schuhe, Gürtel. Es wurde das Gesamtpaket. Ein Monatsgehalt war schon einmal locker ausgegeben.
    
    Euphorisch ging es gleich weiter zu Hugo Boss, wo ich mir für den Arbeitsalltag gleich noch eine weitere Ausstattung zulegte. Diesmal mit modischen Sneakers und einem taillierten Wollmantel. Dort nahm man übrigens sofort Notiz von meiner ...
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