1. Grober Sand 04


    Datum: 14.02.2020, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byLoreleyColter

    ... los."
    
    Der Sergeant schnaubt. „Netter Versuch." Ich höre seine Schritte näher kommen. Er bleibt stehen und jetzt spüre ich seinen Atem auf meiner Brust.
    
    „Wer ist Roya?"
    
    Ich lege den Kopf schief. „Die Queen möglicherweise?"
    
    Er packt den Gürtel und zieht. Mein Oberkörper wird gegen das Gitter gepresst und mit einem keuchenden Geräusch entweicht die Luft aus meinen oberen Lungen.
    
    „Roya ist ein arabischer Frauenname." Er zerrt noch ein wenig fester. „Vor wem sollte Roya weglaufen?"
    
    Ich stemme meine gefesselten Arme und Beine gegen das Gitter und mache es damit nur schlimmer. Der Stab zwischen meinen Brüsten quetscht mir das Brustbein und jetzt droht der Gürtel eine meiner hinteren Rippen zu brechen. Also gebe ich nach. „Roya ..." Meine Stimme dringt gequält hervor. „Roya ist bloß ein ... ein kleines Mädchen ...
    
    Endlich lässt er locker. Ich huste und drehe die Schultern so gut es geht, um den Schmerz aus meinem Burstkorb zu vertreiben.
    
    „Erzähl mir von Roya. Wenn mir die Geschichte gefällt, bekommst du vielleicht sogar Wasser."
    
    „Vielleicht?"
    
    „ERZÄHLE!"
    
    Okay, okay! Als ich wieder atmen kann, rufe ich mir widerwillig das schwarzäugige Kind in Erinnerung. Es wird ihm keine wertvollen Informationen verschaffen, ihn wissen zu lassen, wie ich es kennenlernte. Und die Zeit vergeht dann vielleicht ein wenig schneller. Also beginne ich zu erzählen. „Sie ist die Tochter des Mannes, der mich gefangengenommen hat. Acht, vielleicht neun Jahre alt. Da war sie ...
    ... sich selbst nicht ganz sicher."
    
    Vor meinem geistigen Auge taucht das Dorf auf. Völlig benommen und krank wie ein Hund lag ich in meiner Stellung und beobachtete die Lehmhäuser. Die Nacht bahnte sich ihren Weg über die Berge und ich glitt hinunter. Wenn ich nicht so am Ende gewesen wäre, hätte ich mich niemals in diese Situation manövriert. Seit Wochen war ich da draußen und ich hatte mich wirklich gut geschlagen. Und dann musste dieses beschissene kleine Tierchen kommen ... Ich brauchte Wasser ...
    
    Es ist stockdunkel und ich taste nach dem Euter der Ziege vor mir ... Endlich. Die Milch tröpfelt in meine Feldflasche und ich mahne mich zur Geduld. Nach ein paar Minuten habe ich den Dreh raus. Als die Flasche voll ist, taste ich umher. Irgendwo muss hier ein Wassertrog sein ... Er ist leer. Verdammt. Ich schleiche wieder nach draußen und sehe mich um. Im fahlen Mondlicht drücke ich mich an der Mauer des Hauses entlang und entdecke den Brunnen. So leise wie möglich kurble ich das Seil herauf und kann mein Glück kaum fassen, als ein Eimer mit klarem Wasser am Ende hängt. Aber es ist nur wenig. Damit komme ich gerade ein paar Tage durch ... Die Seilwinde quietscht zu sehr, als dass ich den Eimer noch einmal hinunterlassen könnte. Ich muss zurück in den Stall und noch mehr Milch besorgen.
    
    Die Ziege leckt mir durchs Gesicht, als würde sie sich freuen, mich wiederzusehen. Dummerweise bringt sie mich damit aus dem Gleichgewicht und die Feldflasche fällt scheppernd zu Boden. Das ...
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