Alisha - Schatten/Narben
Datum: 12.03.2020,
Kategorien:
BDSM
Autor: byAstrum Argenteum
... scheissegal, wie sehr sie wegen mir leiden musste. Als dann die Sache mit den Drogen und der Polizei eskaliert ist und ich kurz vor einer Jugendstrafe stand, haben sie mich weggeschafft. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Mein Vater hat sich seitdem nie wieder bei mir gemeldet, kein Anruf, kein Brief, keine verfickte emotionslose SMS zu meinem Geburtstag. Nichts. Meine Mutter hat mich noch ein paar Mal im Heim besucht, aber dann auch bald schon nicht mehr, weil ich ihr sehr deutlich gezeigt habe, was ich davon halte, wie sie mich behandeln. Ich verstehe heute, dass sie es auch tat, um sich selbst zu schützen, aber, na ja, was soll ich dazu sagen. Sie befreite sich von einer Last, von mir, und ließ mich alleine. Das habe ich verstanden. Seitdem habe ich jeden Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen, alles Offizielle ging über das Amt. Für mich sind sie tot. Geschichte."
Sie drückte ihre Zigarette aus und leerte ihr Glas. Ich schenkte ihr nach, sie trank es sofort wieder zur Hälfte aus.
„Und weißt du, die Ironie, dass sie mich ausgerechnet in ein katholisches Internat gesteckt haben, weil gerade das meiner Mutter so wichtig war, obwohl sie sich einen Scheiss für mich interessierte, aber mein Seelenheil musste ja gewahrt werden, das war wirklich noch eine doppelte Strafe. Die Geschichten von dort kennst du ja auch. Ok, immerhin gab es keine physische Gewalt mehr, dafür Disziplinierung, Erniedrigung und Bestrafung. Die christlichen Werte eben. Auch das habe ich meinen Eltern ...
... nicht vergeben. Es waren vier Jahre Hölle für mich. Aus denen du mich befreit hast. Das werde ich dir nie vergessen."
+++
Unsere Blicke trafen sich und zum ersten Mal hatte ich wirklich das Gefühl, Alisha verstanden zu haben. Ihre Vergangenheit, ihr Verhältnis zum Leben, zu Leiden und Schmerzen. Die hasserfüllten Gedanken an ihren Vater verflüchtigten sich, während ein überwältigendes Gefühl von Liebe und Respekt für sie mich erfüllte.
„Wirklich, du hast mich befreit, so fühlt es sich für mich an, und ich habe manchmal das Gefühl, dass du selbst gar nicht weißt, wie bedeutend das für mich ist. Und vor allem begegnest du mir mit Respekt, trotz all meiner Schäden und Macken. Das ist etwas, was ich noch nie in meinem Leben erfahren habe. Dafür kann ich dir gar nicht genug danken. Wirklich!"
Alisha schaute mich an, während mir die Röte ins Gesicht schoss. In der Tat kam es mir oft abstrakt vor, wie unsere Wege sich gekreuzt hatten und welche Rolle ich in Alishas Leben spielte. Ich war in allen Dingen sehr pragmatisch und so auch bei ihr, sie tat mir gut, auch wenn ich mich oft über sie wunderte. Aber der Gedanke, sie für die Dinge die sie tat zu verurteilen, lag mir fern. Dafür hatte ich sie zu sehr in mein Herz geschlossen.
Sie schaute mich immer noch an, und ich kannte den Blick. Er war eine Mischung aus Erschrecken und Gier, wie ein Reh das in den Scheinwerfer eines Autos starrt, aber nicht stehen bleiben kann. Oh Alisha, wie messed up konnte man sein... doch dann ...