Kamasutra-Trockenübungen
Datum: 03.07.2020,
Kategorien:
1 auf 1,
Autor: Dingo666
... Schwamm drüber?"
Sie zögerte.
"Nein. Schwamm drüber hört sich so auslöschend an. Ich möchte das nicht vergessen. Es war schön. Ich möchte es nur verstehen. Aber vielleicht hast du recht. Lass uns einfach mal nicht mehr darüber reden, für eine bestimmte Zeit."
"In Ordnung. Vierundzwanzig Stunden?"
So exakt hatte sie das nicht gemeint. Eher wie: erst mal nicht mehr. Bis irgendwann. Vielleicht. Doch mit solchen unscharfen Begriffen konnte Jan nicht umgehen, das wurde ihr jetzt klar.
"Vierundzwanzig Stunden, gut. Dann schauen wir weiter, ja?"
"In Ordnung."
Er drückte sie, hauchte einen Kuss auf ihre Wange, und erhob sich. Mit einem letzten, rätselhaften Blick war er draußen. Die Tür schloss sich hinter ihm.
Cindy rollte auf den Rücken, drückte die Schulterblätter in die weiche Matte, und starrte an die Decke. Sie hätte schreien können vor Frustration und Angst. Was hatte sie da nur angerichtet? Die Mauern ihres Zimmers schienen näherzukommen. Alcatraz hatte sie wieder, nach dem kurzen, hormonbefeuerten Freigang auf dem Hof.
Andererseits saß das Grinsen wie festbetoniert auf ihren Lippen, stellte sie fest. Wärme floss in ihr auf und ab, wie eine sanfte Brandung.
So gut! Sogar im Gefängnis.
***
Der Rest dieses Donnerstags verging wie eine Sitcom. Zumindest fühlte sie sich so. Als wäre das WG-Leben, das ablief, nur eine Hintergrundhandlung. Und sie spielte eine Rolle darin. Sie agierte nach einem bekannten Drehbuch: Die Jüngste in der Runde. ...
... Manchmal ein wenig kindisch, manchmal reif, manchmal schnippisch. Alles wie immer. Ständig rechnete sie halb damit, dass ein paar Lacher aus dem Off eingeblendet wurden.
Rosie und Mäck kamen von der Arbeit. Die beiden hatten sich zusammen einen Job bei einem Testzentrum ergattert und schoben ihre Schichten parallel. Es wurde gekocht, und gegessen. Am Tisch saß sie neben Jan. Sie hatte Schwierigkeiten, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Ab und zu warf sie ihrem Kamasutra-Instruktor einen Blick zu. Er reagierte nicht darauf. Hatte sich besser im Griff, wie es schien. Oder konnte er tatsächlich so schnell zur Tagesordnung übergehen? Bewundernswert - sie schaffte das nicht.
"Also ihr beiden", sagte Mäck als Hauptmieter und inoffizielles WG-Oberhaupt, als die Teller abgeräumt waren. "Hier ist der Plan fürs Wochenende. Rosie und ich fahren morgen Vormittag weg. Wir haben über das Wochenende das Chalet meiner Eltern im Allgäu."
"Okay." Jan lehnte sich zurück und sah sie an. "Dann bleiben wir hier und passen auf das Haus auf. Und übernehmen unseren Teil der Arbeit, ihr beide habt ja die letzten zwei Wochen einiges gemacht."
"Genau. Ich mache euch eine Liste, was ihr tun könnt." Mäck grinste wölfisch und zählte auf: "Rasen mähen. Leergut wegbringen. Einkaufen. Den Keller aufräumen. Der Zaun an der Seite muss noch das zweite Mal gestrichen werden. Oh, und schau mal nach der Netzwerk-Verkabelung, Jan. Irgendwo muss da ein Fehler sein, die Verbindung reißt manchmal ...