1. Nachhilfe


    Datum: 09.06.2021, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... ernsthaft mitgemacht? Das kann ich gar nicht glauben."
    
    "Was kannst du gar nicht glauben?", tönte es hinter mir.
    
    "Dass du so gut mitgearbeitet hast. Aber das hast du. Und ich glaube, du hast heute einiges gelernt."
    
    "War lustig. Bleibst du zum Essen?", fragte sie mich grinsend.
    
    "Okay, wenn ich hier so gefragt bin... gerne."
    
    Nun lernte ich auch die beiden Söhne kennen. Der elfjährige ein Blondschopf mit gelangweiltem Gesicht und seinem Handy, von dem er sich auch am Abendbrottisch erst von der Drohung, dass es konfisziert werden würde, widerstrebend trennte. Und der dunkelhaarige Peter, der nur als Peterle angesprochen wurde. Der allerdings tieftraurig aussah, als hätte er noch kurz davor geweint.
    
    "Was hast du denn?", erkundigte ich mich mitleidsvoll, obwohl mich beide zunächst keines Blickes gewürdigt hatten.
    
    "Sein Scheiß-Auto. Sein ferngesteuertes Auto. Wir haben vorhin alle Batterien ausgetauscht, aber es funktioniert nicht mehr", erklärte Ramona sofort, weil sie sich wohl dachte, dass er von sich aus nichts sagen würde.
    
    "Er hat's kaputtgekriegt, weil er es immer über den Boden schiebt, wenn die Batterien alle sind", mischte sich jetzt Nils ein.
    
    "Hab ich nicht", kam der verzweifelte Protest des Kleinen.
    
    "Hast du doch."
    
    Oje, der Kleine war nicht nur wütend, sondern ihm wohl auch klar, dass dies gar nicht so unwahrscheinlich war. Und er war kurz vorm Heulen.
    
    "Wenn du willst, schaue ich mir das gerne nach dem Essen mal an, okay?", mischte ich ...
    ... mich ein.
    
    Und stellte dann fest, dass nun plötzlich die Augen aller Familienmitglieder auf mir ruhten. Der Kleine mit Hoffnung, sein Bruder mit einem eher finsteren Blick, Svenja, wie im gesamten Verlauf des Essens, mal lasziv, mal irgendwie fasziniert, und Ramona sah ich zum ersten Mal dankbar und entspannt lächeln.
    
    Vorher hatte Peterle nur mit der Gabel in den Nudeln mit einer sehr leckeren Fleischbällchen-Soße gestochert, nun schien er es richtig eilig zu haben. Wartete ungeduldig, dass auch ich mit dem Essen fertig wurde. Kaum hatte ich meine Gabel nach dem letzten Bissen abgelegt, sprang er auf und rannte in sein Zimmer, das er sich mit seinem großen Bruder teilte.
    
    Begleitet von Ramonas Protesten, die er aber wahrscheinlich nicht mal mehr hörte. Sie begann gerade sich für ihn zu entschuldigen, als er schon wiederauftauchte, mit einem Auto aus der Disney "Cars" Serie und Fernsteuerung.
    
    "Lightning McQueen", identifizierte ich den Hauptdarsteller dieser Filme, die ich auch ganz lustig fand.
    
    Er nickte, und drückte mir Auto und Fernsteuerung mit verzweifelter Hoffnung in die Hände. Oje, hoffentlich war es etwas, wo ich wirklich helfen konnte. Hm.
    
    "Habt ihr die Batterien in der Fernsteuerung ebenfalls gewechselt?"
    
    "Natürlich. Wir sind doch nicht blöd", tönte es von Nils, der noch einmal von seinem Handy aufsah, auf dem er irgendein Spiel spielte, und dann wieder gehässig in Richtung seines Bruders. "Kaputt gemacht."
    
    "Nils, lass ihn in Ruhe, verdammt", ...
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