1. Nachhilfe


    Datum: 09.06.2021, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... Fenster. Mir wurde erst klar, was sie vorhatte, als sie einen Aschenbecher von der Spüle auf den Tisch stellte und sich seufzend setzte. Ah, die Verdauungszigarette. Meine waren im Rucksack, den ich im Flur gelassen hatte, aber sie hielt mir gleich ihre Schachtel hin.
    
    "Wegen der Kurzen", erklärte sie noch. "Gehe immer hier rauchen, oder auf den Balkon. Endlich Ruhe... Mann."
    
    "Du bist ganz schön im Stress, ist klar. Arbeitest du?"
    
    "Ja, dreißig Stunden im Büro. Vollzeit geht nicht, wegen Peterle und Nils, ich will die nicht so lange im Hort lassen. Svenja hat keinen Bock, auf sie aufzupassen. Das will ich ihr auch nicht antun. Sie hat eigentlich mehr als genug mit der Schule und dem Erwachsenwerden zu tun. Ich hab nicht mal die Zeit, ihr zu helfen... mit Englisch könnte ich das auch gar nicht, da war ich selber eher schwach. Was mich darauf bringt... Moment, zehn Euro die Stunde? Warte..."
    
    Sie holte ein kleines Portemonnaie aus einer Einkaufstasche, die auf der Arbeitsfläche ihrer Küchenzeile gestanden hatte.
    
    "Scheiße... ich hätte mit EC-Karte zahlen sollen... jetzt habe ich nur einen Zehner..."
    
    "Komm, das ist genug. Immerhin hast du mich zum Essen eingeladen. Überhaupt, wenn du so knapp bist, mir geht es gar nicht ums Geld. Svenja braucht Hilfe, und sie scheint willens, die anzunehmen. Ich helfe gern aus, wo ich kann. Würde ich auch umsonst machen."
    
    "Kommt nicht in Frage, du kriegst den Rest beim nächsten Mal."
    
    "Nein, pass auf, dann wir machen das so: ...
    ... Solange sie zwei Stunden braucht, zahlst du mir zehn, wenn es nur noch eine ist, dann eben auch. So hab ich einen Anreiz, sie so schnell wie möglich in Schwung zu bringen, und du brauchst deine knappe Kasse nicht so schwer belasten. Okay? Und vor allem esse ich gern nochmal mit. Das war köstlich, die Soße, und der Salat."
    
    Sie seufzte, legt den Schein vor mir auf den Tisch und nickte dann.
    
    "Elmira hat mir schon gesagt, dass du irgendwie anders bist. Etwas Besonderes. Es ist nicht leicht, sie zu beeindrucken. Langsam verstehe ich, warum sie das ist. Das ist kein Spruch, du bist wirklich so, nicht wahr?"
    
    "Ehm... weiß nicht, wenn du hilfsbereit meinst, ja, ich helfe gerne anderen. Ich finde, das ist selbstverständlich. Dafür sind wir doch da, einander helfen und unterstützen zu können. Mir macht der Unterricht mit Svenja nebenbei richtig Spaß. Sie mag ja eine große Klappe haben, aber da steckt eine ganze Menge hinter. Und sie will wirklich was tun, damit sie klarkommt."
    
    "Ich kann mir falschen Stolz nicht leisten, also einverstanden. Hm. Auch sonst hat sie nicht übertrieben."
    
    "Hm?"
    
    "Das sage ich dir lieber nicht. Kann ich dir noch was anbieten, vielleicht ein Bier?"
    
    "Oh, nee, danke, ich müsste dann langsam los. Wie gesagt, wir telefonieren dann, sobald klar ist, wie ich nächste Woche arbeite. Bei uns sind gerade zwei Kolleginnen ausgefallen, die aber hoffentlich nächste Woche wieder da sind."
    
    Sie brachte mich noch bis zur Tür, und gab mir einen schnellen ...
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