1. Das Bangkok Syndikat 12


    Datum: 24.04.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bySena78

    ... geboten, damit ich Nori mein Handwerk beibringe. Sie sollte als Domina in einem seiner Bordelle arbeiten. Er war Chinese, kam immer in Begleitung von zwei oder drei finsteren Gesellen, nannte aber nie seinen Namen. Ich habe mir damals keine Gedanken gemacht, wie viel Dreck er am Stecken haben könnte. Er schien mir allerdings auch nicht die Person zu sein, bei der man ungestraft nein sagen durfte. Das Mädchen blieb also hier und erlernte von mir das Handwerk und Verhalten einer Domina. Fesselungen, Rollenspiele, Abstrafungen und so weite. Es war unglaublich, wie hoch ihre Motivation war. Sie lernte in einem Tempo, als wäre ihr Leben davon abgehangen. Ich habe ihr auch viel über Empathie beibringen können, auch hier hat sie sich als überaus begabt erwiesen. Nur bei sich selber hat sie die Fassade dicht gelassen, nie hat sie mich tiefer in ihre Persönlichkeit blicken lassen. Ihr Gesicht wirkte nahezu die ganze Zeit wie versteinert. Nur äußerst selten glaubte ich mal irgendeine Regung darin zu erkennen."
    
    Der Detektiv hatte ihr aufmerksam zugehört. „Stehst du noch in Kontakt mit ihr?"
    
    Nancy lächelte, hob den Finger und schüttelte ihren Kopf.
    
    „Oh nein! Jetzt bist du erst einmal dran. Also ... warum suchst du sie?"
    
    Sie reichte ihm eine Tasse Tee und setzte sich mit einem Kaffeebecher ihm gegenüber an den Frühstückstisch. Sie blickte den kleinen Mann vor sich neugierig an, spürte, dass seine Stimmung umschlug, Lockerheit und Entspannung den beruflichen Sorgen ...
    ... wichen.
    
    „Ich suche drei junge deutsche Männer, Nancy, die hier auf der Insel, in einem Hotel in Patong, ihren Urlaub verbracht haben. Du kannst dir sicher denken, warum. Sie waren wegen der Mädchen hier. Einer von ihnen hat sich deine ehemalige Schülerin geangelt, anscheinend auch mit ihr geschlafen. Zumindest deuteten Spuren in seinem Zimmer darauf hin."
    
    Nancy runzelte ihre Stirn. Nori hatte ihr gegenüber nie über ihre sexuellen Wünsche und Neigungen gesprochen. Selbst bei den wirklich ansehnlichen und attraktiven Kunden hatte das Mädchen kalt und berechnend gewirkt. Ein- oder zweimal hatte sie versucht, mit Nori über Männer zu reden, doch die Asiatin war nie darauf eingegangen.
    
    „So kenne ich sie nicht, Chai. Bei mir war sie immer sehr reserviert und distanziert. Männern, aber auch Frauen, hat sie sich rein aus beruflichen Gründen genähert. Überhaupt war sie im Grunde vollkommen unnahbar. Niemand konnte sich ihr wirklich nähern. Wenn sie frei hatte, ging sie in ihr Zimmer, stellte Musik an und verließ es erst zur nächsten Session wieder. Sie las viel, vor allem Bücher über die menschliche Anatomie, Neurologie und Psychologie. Ich habe sie da wahrscheinlich angefixt, indem ich ihr eine kurze Abhandlung betreffend das menschliche Schmerz- und Reizempfinden geschenkt habe."
    
    Der private Ermittler hatte ihr aufmerksam gelauscht und nebenbei etwas auf seinen kleinen Notizblock gekritzelt. Nun gönnte er sich einen Schluck aus seiner Tasse und schien nachzudenken. Nancy aber fasste ...