Berufserfahrung zahlt sich aus 02
Datum: 28.10.2019,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: bySPBerg
... meinen nagelneuen, schneeweißen René Lacoste Gedächtnisdress.
Mir wurde der etwa gleichaltrige Matthias als Doppelpartner zugewiesen, der sich seit einem Auslandssemester an der Notre Dame in Indiana nur noch „Matthew" nannte. „Geschenkt. Matthias ist auch ein scheiß Name für eine internationale Karriere.", dachte ich mir. Er war in der Rangliste deutlich besser positioniert, weil er ganz einfach viel mehr spielte und punktete, als ich. In einem direkten Vergleich vor zwei Jahren konnte ich ihn zu seinem Unmut aber knapp besiegen und selbst ein paar Ranglistenpunkte sammeln. Seit diesem Spiel wusste ich immerhin, dass er an der -seiner eigenen Aussage nach Eliteuniversität- in Lousanne BWL studiert hatte. Vor Wut zog er aber damals schnell ab, ohne noch viele Worte zu verlieren. Eine Revanche wollte er aus Angst, noch weitere Ranglistenpunkte zu verlieren, auf keinen Fall.
Meine relativ schlechte Ranglistenposition machte uns an diesem Abend aber zu einer guten, ziemlich unterschätzten Doppelpaarung. Zumal ich eine ungewöhnlich starke Rückhand besaß, was mich im Doppel für die meist ungeliebte linke Platzhälfte prädestiniert und gut zu seiner Vorhand passt.
Vielleicht lag es an meiner brandneuen, edlen Klamotte, an dem Tag hatte ich auf jeden Fall ein unerschütterliches Selbstbewusstsein. Schon bei Mathews erstem Aufschlagsspiel schoss ich einen am Netz positionierten Gegner förmlich ab. Einen etwas zu kurz geratenen Return knallte ich mit einer voll durchgezogenen ...
... Topspin-Rückhand an die Netzkante, was ihn völlig unberechenbar machte. Dadurch veränderte der Ball seine Flugbahn und verfehlte den Gegner nur um wenige Millimeter. Sonst hätte der eine sehr schmerzhafte Erfahrung gemacht. Ein großes „Hallo" ging durch die Halle und ich entschuldigte mich höflich. In Wirklichkeit hatten wir aber großen Spaß an unserer Überlegenheit. Amüsiert nahmen wir zur Kenntnis, dass unsere Gegner aus Respekt vor unserer Härte in der Folge beide nur noch von der Grundlinie agierten.
Leicht überheblich fingen wir an, das auszunutzen und mit unseren Gegnern Stop, Lob, Cha Cha Cha zu spielen. Dennoch -oder gerade deswegen- gewannen wir im Tournier einen kurzen Satz nach dem anderen. Nach jeder gelungenen Aktion klatschten wir uns demonstrativ ab, als wären wir ein alteingespieltes Paar. Die Blicke der ausgeschiedenen Spieler gingen immer mehr in Richtung unseres unterhaltsamen Spiels, während unsere Gegner langsam die Lust an der Veranstaltung verloren.
Insbesondere genoss ich die Aufmerksamkeit von Anna und Leni, zwei kurzberockten Tennisschönheiten aus gutem Hause, die ich bisher höchstens mal heimlich aus der Entfernung angeschmachtet hatte. Mathew kannte die beiden offensichtlich gut, denn er zwinkerte immer mal zu ihnen rüber.
In den Pausen gesellten wir uns immer wieder zu den beiden im Damentournier bereits ausgeschiedenen Mädels, um uns deren Lob und Aufmunterung abzuholen. Anna war die klassische, blonde Tennisschönheit mit Modelmaßen unter ...