1. Grober Sand 04


    Datum: 14.02.2020, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byLoreleyColter

    ... anlege, und drückt nach. So grün ist er also doch nicht. Guter Junge. Ich befestige das andere Ende unter der oberen Querstrebe. Nachdem der Private geprüft hat, dass alles fest sitzt, schneidet er den letzten Kabelbinder ab und ich kann mich endlich setzen. Mein Arm hängt immer noch über der unteren Strebe am Gitter, aber es ist wesentlich bequemer.
    
    Er gibt mir nicht nur Wasser, sondern hat mir sogar ein Ration Pack mitgebracht. Ich habe keinen sonderlichen Hunger, aber eine Pflicht zur Gesunderhaltung, also schiebe ich mir die Pampe, die wohl irgendwas mit Kartoffeln darstellen soll, in den Mund. Es ist nicht mal so übel. Scheiß auf Chucks Kabel, ich gönne mir den halben Liter Wasser, den ich mehr als nötig habe.
    
    Als ich aufgegessen habe, schiebe ich die leere Aluschale und die Flasche mit dem Fuß durch das Gitter und der Private sammelt sie auf. Dann setzt er sich an den Schreibtisch und tut so, als würde er etwas in den Computer eingeben. Ich beobachte ihn ganz unverhohlen.
    
    „Darf ich Sie etwas fragen, Private Hobbes?"
    
    Er zuckt mit den Schultern. „Sicher. Ich kann Ihnen aber keine Antwort versprechen."
    
    Das entlockt mir ein Grinsen. „Warum sind Sie hier?"
    
    Er versteht nicht.
    
    „Was hat ein Grünling wie Sie in dieser Wüste verloren?"
    
    Er ignoriert die Spitze. „Ich habe mich freiwillig gemeldet, weil es zu wenig Nachwuchs gibt."
    
    „Und haben Sie es bereut?"
    
    Er schüttelt vehement den Kopf. „Noch keinen Tag! Ich kann Aufgaben übernehmen, die ansonsten ...
    ... den Unteroffizieren zufallen würden, die für wichtigere Aufträge gebraucht werden."
    
    „Wie alt sind Sie? Neunzehn? Zwanzig?"
    
    „Achtzehn, Ma'am."
    
    Fuck. So jung. Da fällt es mir auf. Die Anrede. „Ma'am?"
    
    Er runzelt unwirsch das Gesicht. Er weiß offenbar nicht, wie er mich sonst ansprechen soll. „Sie ... Ich ... Ich habe Respekt vor Frauen, Ma'am."
    
    Irgendwie nimmt mir das allen Wind aus den Segeln. „Danke, Private. Ich weiß es zu schätzen." Ich meine das ganz ernst. Ein kleiner Funke Menschlichkeit, der mich plötzlich weich werden lässt.
    
    Ich betrachte ihn. Die wenigen Jahre, die zwischen ihm und mir liegen, lassen ihn unglaublich jung erscheinen. Er kommt mir fast vor wie ein Kind. Voller Illusionen und bis oben angefüllt mit Patriotismus. Ich kann es ihm nicht verdenken. Ein großes Stück von ihm steckt noch immer in mir, nur dass meine Illusionen längst von Sand, schwarzen Schleiern und der Realität verwaschen wurden.
    
    Er tippt am Computer herum und ich sehe, wie unwohl er sich fühlt, also lasse ich ihn in Frieden. Für den Moment bin ich, trotz des Hauchs von Schwermut, zufrieden. Ich bin satt, habe keinen Durst, und so lehne ich mich an das Gitter, ignoriere den nach wie vor nach oben gestreckten rechten Arm und schließe die Augen.
    
    Der Halbschlaf kommt schlagartig.
    
    Mein Hauptfeldwebel kniet über mir und grinst. Jemand lacht gehässig. Ein Schlag in die Rippen. Komm schon, Kleine, das musst du abkönnen. Es wird immer kälter. Ich werde erfrieren. Kann nichts ...
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